Kultur

Eine Weihnachtsgeschichte

Vor einigen Jahren (muss etwa 7 Jahre her sein), war ich geschäftlich in Polen, in der Hauptstadt Warschau, für drei Tage.

Ich musste da die IT unserer Niederlassung von dort umziehen in ein Rechenzenter in den Niederlanden (bei Schipol/Amsterdam).

Zuvor hatten das zwei andere Teams vergeblich versucht, und waren immer gescheitert am Widerstand der IT Mitarbeiter in Warschau.

Deshalb wurde ich dorthin geschickt, quasi als Problemlöser.

Ich konnte die Jungs vor Ort überzeugen, und es hat alles geklappt. Sie (die von der IT) haben mitgemacht, und waren danach auch zufrieden, auch weil ich ihnen versichern konnte, dass sie nach wie vor vollen Zugriff auf ihre Computer hätten.

Am Montag – das war kurz vor Weihnachten – bin ich dann zum Flughafen mit dem Taxi zum gefahren.

Ich war ziemlich früh dort – ich habe immer Angst, zu spät zu einem Termin zu kommen.

Also habe ich zuerst eingecheckt und mein Koffer aufgegeben.
Danach war ich noch draussen, um zu rauchen – ja, ich weiss, ich sollte nicht.
Da kam ein älterer Mann zu mir, und bat mich um Geld für seine Familie (er sprach etwas gebrochen englisch).

Ich habe ihn dann ziemlich schroff abgewiesen. Bin dann wieder in die Abflughalle an die Wärme gegangen.

Das hat mir aber keine Ruhe gelassen.
Das jemand so kurz vor Weihnachten um Geld betteln muss, tat mir weh.
Ich bin dann nochmal nach draussen gegangen.
Dieser Herr war immer noch dort – in etwa 50 bis 70 Meter Abstand von mir, und hat vergeblich andere Reisende um ein Almosen angebettelt.
Ich hatte noch einige Zloty-Scheine bei mir, und was sollte ich danach damit machen?

Also habe ich den Herren gerufen, und er kam zu mir. Er war sehr überrascht.
Ich habe ihn dann kurz umarmt wie einen
alten Bekannten und ihm die Geldscheine bei einem Händeschütteln diskret übergegeben.
Ganz einfach – ich habe die Geldscheine zusammmen gefaltet und mit dem Daumen gehalten.

Und als ich Ihm die Hand gegeben habe, habe ich die Scheine in seine Hand gedrückt und seine Finger um die Scheine gefaltet.

Ja, vielleicht war er ein Schwindler!
Ja, vielleicht bin ich auch einem Betrüger auf den Leim gegangen.

ABER: Ich habe in seine Augen gesehen. Ich habe die Freude gesehen. Ich habe Liebe verspürt.

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